An Bord der „Hansa Ludwigsburg“

Unser Ziel hieß Hongkong, wo wir an Bord der „Hansa Ludwigsburg“ gehen sollten. (....)

Als wir den Kai erreichten, legte die „Hansa Ludwigsburg“ gerade an, nach dem Festmachen kamen bereits einige Mitglieder der Crew die Gangway hinunter, um uns beim Tragen unseres Gepäcks zu unterstützen. Nachdem wir mit diesem unsere Kabinen bezogen hatten, wurden wir vom Kapitän herzlich begrüßt, erhielten unsere Arbeitskleidung und eine Sicherheitsbelehrung durch den Zweiten Offizier, der uns zeigte, wie Schwimmwesten und Überlebensanzüge anzulegen sind und man sich im Falle eines Feuers aus dem Fenster abseilen muss.

Immer wieder ergeben sich auf einer Seereise traumhafte Ausblicke – wie hier beim Sonnenuntergang vor Bangkok.

 

Nachdem am nächsten Morgen die letzten Container verladen worden waren, begann meine erste Fahrt an Bord eines Containerschiffes. Während des Manövers durften wir dem Lotsen und dem Kapitän auf der Brücke bei der Arbeit zusehen, wobei ich einen ersten, lang ersehnten und hautnahen Eindruck von der Arbeit erhielt, die ich in Zukunft machen möchte. Wir wurden von der Crew herzlich aufgenommen, wodurch wir uns an Bord sofort wohl und willkommen fühlten. Bereitwillig wurden uns Arbeitsabläufe erklärt sowie die vielen Geräte auf der Brücke und dem restlichen Schiff.

Keine Frage blieb unbeantwortet, sodass wir vom ersten Moment an viel von dem lernten, was uns so sehr interessiert. In den darauffolgenden Tagen machten wir uns mit dem Schiff vertraut, erkundeten jeden Raum und ließen uns eine Menge erklären. Als wir am zweiten Tag die dröhnende Hauptmaschine besichtigt hatten und anschließend im Maschinenkontrollraum mit den Ingenieuren einen Kaffee tranken, wurden uns von ihnen viele Systeme erklärt und Zahlen und Fakten genannt, wie dass wir täglich 40 t Schweröl verbrauchten. Interessiert wurde von uns der gesamte Maschinenraum besichtigt und neben der knapp 20.000 PS starken Hauptmaschine auch die drei Hilfsdiesel, die Rudermaschine, das Frischwassersystem und das Hydrauliksystem bewundert. Wir sammelten Tag für Tag unzählige Eindrücke, entdeckten neue interessante Dinge an Bord und wurden in unserem Wunsch bestätigt, hier auch beruflich arbeiten zu wollen.

Einmal erklärte der Zweite Offizier uns die Funktionsweise eines Sextanten, woraufhin wir versuchten, unsere Position ohne GPS zu bestimmen. Wir hatten jederzeit die Möglichkeit, uns auf der Brücke oder andernorts nach Belieben umzusehen und mitzuwirken. Nach drei Tagen auf See erlebten wir unser erstes Anlegemanöver. Nachdem wir kurz vor der Küste unseren Lotsen aufgenommen hatten, passierten wir die Hafeneinfahrt von Laem Chabang, bevor wir von der Brückennock aus Anlegemanöver und Festmachen verfolgten.

Während des Löschvorganges ließen wir uns vom Dritten Offizier im Cargo Office die Ladungsüberwachung erklären. Jeder Container musste an den ihm zugewiesenen Platz, für dessen Auswahl viele Kriterien relevant sind. Unter anderem müssen dabei der Zielhafen, das Gewicht und die Gefahrgutklasse berücksichtigt werden. (...) Neben den Gefahrgutcon­tainern gibt es auch Kühlcontainer, die über eigene Kompressoren und Temperierungssysteme verfügen, allerdings eines 400-V-Stromanschlusses und ständiger Überwachung bedürfen. (...) Im Cargo Office zeigte man uns die Kontrolleinheit für das Ballastwassersystem, welches die Balance des Schiffes während der Löschung gewährleistet, sowie einige EDV-Programme für beispielsweise die Verwaltung der Kühlcontainerdaten. (...) In den darauffolgenden Tagen unterstützten wir die Crew bei diversen Arbeiten – wir halfen in den Häfen beim Wieder-Einholen und Sichern der Gangway, säuberten das Deck und meldeten uns zum Lackieren und Rostentfernen. (...) Auf dem Weg von Laem Chabang nach Hongkong betrat ich häufig nachts die Brücke, um den Offizieren bei den manuellen Manövern zuzusehen. (...)

Das Praktikum im Rahmen des Ferienfahrer-Programms war für mich eine einmalige und ideale Möglichkeit, Erfahrungen an Bord zu sammeln und ein näheres Bild von meinem Traumberuf an Bord zu gewinnen.

Durch den intensiven Kontakt zur Crew ergab sich immer wieder die Gelegenheit zu interessanten Gesprächen über das Seemannsleben.