Einmal quer über den Pazifik

Julia Sander erlebte eine spannende Reise über den Pazifik, die ihr einen einzigartigen Blick auf das Leben und Arbeiten auf einem Containerschiff ermöglichten.

 

Mein Name ist Julia Sander, ich bin 16 Jahre alt und habe zwei Wochen als Ferienfahrerin an Bord der Chicago Express verbracht, einem 336 Meter langen Container- und Ausbildungsschiff von Hapag-Lloyd. Gemeinsam mit 14 anderen Ferienfahrern reisten wir von Vancouver, Kanada, über den Pazifik nach Busan in Südkorea. Ursprünglich war geplant, dass wir bis nach Singapur fahren, doch aufgrund von fehlender Information zur Gelbfieberimpfung mussten wir leider bereits zwei Wochen früher von Bord gehen.

Am 30. Juli traf unsere Gruppe in Vancouver auf der Chicago Express ein, wo wir herzlich von der Crew empfangen wurden, die aus Deutschen, Philippinern, einem Polen und Rumänen bestand. Nach einem Sicherheitsrundgang durch das Schiff betrachteten wir abends die Skyline von Vancouver im Sonnenuntergang. Voller Vorfreude auf die kommenden Wochen begann am folgenden Tag unsere Reise: Beim Auslaufen aus Vancouver durften wir in Zweiergruppen die Brücke betreten und alles hautnah miterleben – es war sehr spannend, den Lotsen, den Kapitän und die restliche Besatzung der Brücke beim Arbeiten zu beobachten. Nach ungefähr zwei Stunden fuhren wir zwischen Kanada und den USA entlang: Rechts war Vancouver Island zu sehen, während auf der linken Seite Washington sichtbar war.

 

Das Leben an Bord: Arbeiten und Entdecken
Am ersten Tag auf See fand eine Sicherheitsübung statt, bei der ein Brand simuliert wurde und wir schließlich das Freifallboot bemannten. Ab diesem Zeitpunkt begannen auch unsere Arbeitsschichten, bei denen wir in kleinen Gruppen verschiedene Aufgaben übernahmen. Wir waren unter anderem mit Malerarbeiten und Wartungsaufgaben auf dem Deck beschäftigt, führten Wasseranalysen durch und beobachteten die Ingenieure bei der Arbeit im Maschinenraum, begleiteten Wachdienste auf der Brücke und den Techniker bei Rundgängen, bearbeiteten Metall in der Werkstatt und lernten Knoten sowie Leinenarbeit am Bug des Schiffes. In jedem Bereich war ein Crewmitglied anwesend, das uns Anweisungen gab, Fragen beantwortete und oft auch lustige Gespräche mit uns führte. Alle Aufgaben machten mir viel Spaß, doch besonders gut haben mir die Arbeiten auf der Brücke und auf dem Deck gefallen. Auf der Brücke fand ich unter anderem das Steuern und das Beobachten der Monitore sehr spannend, wobei auf dem Deck immer gute Stimmung herrschte, was die Arbeit dort besonders angenehm machte. Auch der Maschinenraum war wegen der Hauptmaschine mit einer Leistung von fast 50.000 PS und der Höhe eines vierstöckigen Hauses sehr beeindruckend.
 

Abenteuer auf See: Sicherheit, Arbeit und Freizeit
Auch in unserer Freizeit hatten die Besatzung und wir Ferienfahrer viel Spaß. Fast jeden Abend trafen wir uns zu siebt in der Kabine meiner Kameradin und mir, redeten viel und spielten Spiele. Häufig waren wir abends auch ein Deck höher im „TV Room“, um mit der restlichen Crew Karaoke zu singen, Tischkicker zu spielen, Geburtstage zu feiern, oder uns über das Leben an Bord zu unterhalten. Bei der „Barbecue Party“, einem Grillabend an Deck, hatten wir ebenfalls viel Spaß und konnten sogar Wale beobachten. Außerdem durften wir den Sportraum und den Pool an Bord benutzen!
 

Magische Momente: Sonnenuntergänge und Sternenhimmel
Während der Abschiedsfeier für uns Ferienfahrer gingen wir später vom TV Room nach oben auf die Brücke, wo wir die Sterne beobachteten. Dabei konnten wir einige rote Kometen vorbeifliegen sehen, die Milchstraße bewundern und viele Sternbilder entdecken! Aber nicht nur das Sternebeobachten, sondern auch die Sonnenuntergänge auf See waren immer besonders schön, da wir oft Wale und andere Schiffe sahen.

 

Erste Sicht auf Land: Hokkaido und Russland
Nachdem wir zehn Tage lang nur Wasser in Sicht hatten, konnten wir erstmals wieder Land erkennen: die japanische Insel „Hokkaido“. Später sahen wir sogar aus großer Entfernung Teile Russlands!

Mein persönliches Highlight der zwei Wochen war das Einlaufen in Busan am 14. August. Da es bereits spätabends war, war die Stadt und die Brücken schön in verschiedenen Farben beleuchtet. Der Hafen von Busan zählt zu den größten und bedeutendsten der Welt, weshalb es beeindruckend war, dort hineinzufahren. Da wir den Tag später alle nach Hause flogen und dies somit unser letzter gemeinsamer Abend war, herrschte eine besondere Stimmung. Ich genoss die Aussicht, redete mit meinen neu gewonnenen Freunden und erinnerte mich an die schönsten Momente der vergangenen Tage. Es war sowohl ein unbeschreibliches Erlebnis, den riesigen Hafen und die Stadt zu sehen, als auch ein toller Abschluss unserer Ferienfahrt.

 

Fazit: Einblicke in die Welt der Seefahrt
Diese zwei Wochen an Bord der Chicago Express haben mir gezeigt, wie vielseitig das Arbeiten und Leben auf einem Containerschiff sein kann. Da ich zuvor keinen Bezug zur Seefahrt hatte, habe ich sehr viel gelernt und einen umfangreichen Einblick erhalten. Durch das Praktikum weiß ich nun, dass ich später sehr gerne im Bereich der Seefahrt tätig werden möchte. Ich bin dem Verband Deutscher Reeder und Hapag-Lloyd sehr dankbar, mir diese unvergessliche Reise ermöglicht zu haben!