Sommerferien mal anders

Praktikum auf See – Schülerin Jana Weiß verbrachte zwei Wochen auf dem Containerschiff „Priamos“. Was sie an Bord gelernt und erlebt hat.

 

Ich segle seit vielen Jahren und habe dabei meine Liebe zum Meer entdeckt. Was läge da näher, als das Hobby zum Beruf zu machen? Um zu sehen, ob mir auch die Berufsschifffahrt so gut gefällt, habe ich mich beim Verband Deutscher Reeder für das Ferienfahrer-Programm beworben“, schreibt Jana Weiß in ihrem Praktikumsbericht.

Das Abenteuer beginnt für die 18-jährige Schülerin im vergangenen Juli an Bord der „Priamos“, einem Containerfrachter der Hamburger Reederei Leonhardt & Blumberg Shipmanagement. Zwei Wochen lang werden sie und ihre Mitpraktikantin Paula dort einen Einblick in Maschinenraum, Kommandozentrale und Co. bekommen. Besonders beeindruckend: der erste Besuch auf der Brücke. „Die Aussicht über die Container hinweg ist unglaublich! In diesem Augenblick habe ich das erste Mal wirklich begriffen, welch spannende Zeit da auf mich zukommt.“

Die Schülerin absolvierte im Rahmen des Ferienfahrer-Programms ein Praktikum bei der Reederei Leonhardt & Blumberg.

 

Am Steuer
Nach und nach lernt Jana die Crew, den Alltag und das Arbeitsleben an Bord der „Priamos“ kennen. „Jeden Tag geht es für uns woanders hin, je nachdem, wo Hilfe gebraucht wird“, schreibt sie. Das meiste spiele sich dabei auf der Brücke, an Deck und im Maschinenraum ab. „Auf der Brücke wurde uns jedes Gerät und jede Anzeige erklärt. Bald arbeiteten die Offiziere am Computer, während Paula und ich per Radar, Karte und AIS die Umgebung im Blick behielten. Zwischenzeitlich durften wir sogar das Steuer der „Priamos“ übernehmen – ein unglaubliches Gefühl!“

 

Rostklopfen
Auch handwerkliche Aufgaben stehen auf der Praktikumsagenda der Schülerinnen. „Ausgestattet mit Ove­ralls, Sicherheitsschuhen, Helm und Mundschutz, haben wir auf dem Achterdeck beim Rostklopfen und anschließenden Pinseln geholfen“, berichtet Jana. „Das war in der Nachmittagssonne ganz schön anstrengend.“ Unterstützung bekommen sie dabei von der Crew. „Alle sind sehr hilfsbereit. Wenn Probleme oder Fragen auftauchen, ist sofort jemand zur Stelle, um uns zu helfen. Die Atmosphäre an Bord ist total angenehm.“

Im Maschinenraum habe sie etwas weniger Zeit verbracht. Mehr als Knöpfe drücken und Messstände interpolieren ist nicht drin – die Anlagen sind zu komplex. „Ich habe aber dennoch eine Menge gelernt: Der Chefingenieur hat die Grundlagen der Hauptantriebsmaschine und der anderen Anlagen erklärt. Beim Rundgang durch die Maschinenräume staunten wir vor allem über die schiere Größe der Anlagen, die sich über verschiedene Räume erstreckten“, so Jana.

Das 158 Meter lange Containerschiff „Priamos“ war für zwei Wochen das Zuhause von Jana Weiß.

 

Maritime Zukunft
Als die „Priamos“ nach Stopps in Helsinki, Talinn, Riga, Rotterdam und Vlissingen wieder Kurs auf Kiel nimmt, nähert sich auch das Praktikum dem Ende: „Ich habe gar nicht gemerkt, wie die Zeit vergangen ist, und kann nur immer wieder staunen, wie schnell ich mich auf der ‚Priamos‘ eingelebt habe. Die Annehmlichkeiten der Sommerferien habe ich kaum vermisst. Würde man mir das Praktikum ein weiteres Mal anbieten, ich wäre sofort wieder dabei!“, schreibt Jana. Vor allem wegen der aufschlussreichen Informationen, die sie in den zwei Wochen gesammelt hat. „Ich habe nicht nur meine eigenen Erfahrungen an Bord gemacht, sondern mich auch mit verschiedensten Menschen über die Arbeit in der Schifffahrt ausgetauscht – und so auch einen Eindruck der schwierigeren Seiten des Lebens auf See erhalten: zum Beispiel, wie es ist, monatelang von der Familie und der Heimat getrennt zu sein und ohne Freizeit am Wochenende durchzuarbeiten. Die Fahrt auf so einem Containerschiff ist eben keine bezahlte Kreuzfahrt.“

Doch das hat Jana keineswegs abgeschreckt: „Mich haben die zwei Wochen Praktikum auf See noch weiter darin bestärkt, Nautik zu studieren und in der Schifffahrt zu arbeiten. Mich interessiert vor allem die Arbeit auf der Brücke als nautische Offizierin oder Kapitänin. Ich möchte mich beim VDR und der Reederei dafür bedanken, dass sie mir mit dem Ferienfahrer-Programm die Möglichkeit gegeben haben, das Praktikum auf der ‚Priamos‘ zu absolvieren.“

Nach Stopps in Helsinki, Talinn, Riga, Rotterdam und Vlissingen nahm die "Priamos" wieder Kurs auf Kiel.