Start in ein neues Abenteuer

Annika Frühsorge verbrachte drei Wochen an Bord der „Conti Cortesia“ – und fuhr von London nach Fos-Sur-Mer.

 

Der Start in ein neues Abenteuer: Erste Schritte und Eindrücke an Bord
Der Beginn meines Praktikums auf der Conti Cortesia war von Aufregung und Vorfreude geprägt. Bereits als ich das Schiff betrat und die Crew mich herzlich aufnahm, wusste ich, dass dies eine besondere Erfahrung werden würde. Die schiere Größe des Schiffs war beeindruckend, und ich konnte es kaum erwarten, mehr über das Leben an Bord zu erfahren. Besonders die Brücke – das Herz des Schiffs – zog mich sofort in ihren Bann. Schon am zweiten Tag hatte ich die Möglichkeit, das Ablegen von London auf der Brücke mitzuerleben. Es war faszinierend zu sehen, wie die Crew präzise die Manöver ausführte, um das große Schiff in Bewegung zu setzen. In diesem Moment wurde mir klar, wie viel Verantwortung und Sorgfalt erforderlich sind, um ein Containerschiff sicher auf Kurs zu bringen.

 

Die Magie der Brücke: Das Navigieren und Steuern eines Ozeanriesen
Meine Faszination für die Brücke und die Navigation wuchs von Tag zu Tag. Es war der Ort, an dem ich die meisten unvergesslichen Erfahrungen sammelte. Die vielen Instrumente und Anzeigen, die alle relevanten Informationen zur Steuerung des Schiffs lieferten, hatten etwas Magisches. Jeder Blick auf den Horizont, jede Kurskorrektur, die ich beobachten durfte, machte deutlich, wie zentral die Arbeit auf der Brücke für das gesamte Schiff war.

Ein echtes Highlight meines Praktikums waren die Momente, als ich selbst das Steuer in die Hand nehmen durfte. Es war ein Gefühl von überwältigender Verantwortung und gleichzeitig unglaublicher Freude. Unter der Anleitung der Offiziere lenkte ich das riesige Schiff erst auf hoher See durch die Wellen, später im Hafen von Fos-Sur-Mer – Erlebnisse, die mich tief beeindruckten. Jede Bewegung des Steuerrads hatte sofort Auswirkungen, und es war faszinierend zu spüren, wie präzise man ein Schiff dieser Größe lenken konnte. Die Crew auf der Brücke zeigte mir, wie fein abgestimmt die Zusammenarbeit zwischen Navigation und Steuerung ist, um das Schiff sicher zu manövrieren – sei es auf hoher See oder in den belebten und engen Häfen Europas.

Annika Frühsorge vor der „Conti Cortesia“ – ihrem Arbeitsplatz und Zuhause für drei Wochen.

 

Die Schönheit der See: Ruhige Momente und spektakuläre Sonnenaufgänge
Trotz der intensiven Arbeit auf der Brücke gab es immer wieder ruhige und besinnliche Momente auf See. Diese Phasen, in denen das Schiff gleichmäßig durch die Wellen glitt und der Ozean sich endlos erstreckte, hatten eine besondere Faszination. Oft verbrachte ich meine freie Zeit auf der Brücke, um den weiten Horizont zu beobachten. Besonders die Sonnenaufgänge und -untergänge, die ich von dort aus sah, bleiben mir in eindrucksvoller Erinnerung.

Die Stille auf dem Meer, unterbrochen nur vom leisen Summen der Geräte und der Geräusche des Schiffs, schuf eine fast meditative Atmosphäre. Diese Momente gaben mir die Gelegenheit, die Weite und die Schönheit des Ozeans zu bewundern und gleichzeitig die Verantwortung zu spüren, die mit dem Führen eines so großen Schiffs einhergeht. Das Meer bot nicht nur Arbeit, sondern auch eine tiefe Ruhe, die man in solchen Augenblicken am besten erfassen konnte.

 

Die Herausforderungen des Lebens auf See: Sturmtief Ursula und stürmische Zeiten
Nicht jeder Tag auf See war so ruhig und friedlich. Eines der herausforderndsten Erlebnisse meines Praktikums war die Begegnung mit Sturmtief Ursula auf der Nordsee. Schon beim Ablegen in Antwerpen war spürbar, dass uns stürmisches Wetter bevorstand. Als wir die offene See erreichten, wuchsen die Wellen zu beeindruckenden Höhen, und das Schiff begann stark zu rollen.

Es war faszinierend und zugleich beängstigend, die Naturgewalten so hautnah zu erleben. Selbst einfache Aufgaben, wie das Gehen an Bord oder das Schlafen in der Kabine, wurden durch das heftige Schwanken des Schiffs zur Herausforderung. Doch die Crew blieb ruhig und professionell, und ich konnte viel über den Umgang mit solchen schwierigeren Bedingungen lernen.

Besonders beeindruckend war, wie das Schiff auf Kurs gehalten wurde, selbst wenn die Wellen von der Seite kamen und die Bewegung noch intensiver wurde. Auch das Navigieren in solchen Situationen auf der Brücke mitzuerleben, war eine spannende Erfahrung.
Die raue See bot mir eine wertvolle Lektion: Auf See ist nicht jeder Tag planbar, und oft muss man sich den unvorhersehbaren Kräften der Natur anpassen.

Der Brückendienst ermöglichte Annika u. a. auch Einblicke in die Funktionsweise traditioneller Navigationsinstrumente.

 

Meisterhafte Hafenmanöver: Präzisionsarbeit in engen Gewässern und Häfen
Während meiner Zeit an Bord durfte ich miterleben, wie präzise und koordiniert die Manöver beim Ein- und Auslaufen in die Häfen Europas durchgeführt wurden. Jeder Hafen, den wir anliefen, brachte seine eigenen Herausforderungen mit sich. Besonders eindrucksvoll war das Einlaufen in den Hafen von La Spezia, der für ein Schiff der Größe der Conti Cortesia fast zu klein erschien. Hier mussten wir uns millimetergenau durch enge Passagen und um scharfe Kurven bewegen.

Ein weiterer besonderer Moment war, als ich nicht nur zusehen, sondern aktiv an den Manövern mitarbeiten durfte. Auf Anweisung des Lotsen stellte ich selbst die Geschwindigkeit des Schiffs ein, was mir ein Gefühl dafür gab, wie viel Kontrolle und Feingefühl bei diesen Manövern erforderlich sind. Die Hafenmanöver waren besonders faszinierend, da sie höchste Konzentration und Präzision erforderten – sowohl von der Crew auf der Brücke als auch von den Hafenarbeitern, die mit uns zusammenarbeiteten. Die enge Zusammenarbeit zwischen der Schiffscrew und den Lotsen, die uns sicher in die Häfen brachten, war eine beeindruckende Demonstration von Teamarbeit auf höchstem Niveau.

 

Alltag an Bord: Wartungsarbeiten und Einblicke in den Maschinenraum
Neben den spannenden Erlebnissen auf der Brücke war der Alltag an Bord stark geprägt von verschiedenen Wartungsarbeiten und der Pflege des Schiffs. Eine der ersten Aufgaben, die ich übernahm, war das Rostklopfen. Diese laute und schmutzige Arbeit erforderte viel körperlichen Einsatz, aber ich fand großen Gefallen daran, aktiv zur Instandhaltung des Schiffs beizutragen. Unter Anleitung der Crew durfte ich mit modernen pneumatischen Maschinen arbeiten, was mir einen Einblick in die technischen Abläufe gab und mir gleichzeitig viel Spaß bereitete.

Wartungsarbeiten sind fester Bestandteil der Arbeit an Bord.

 

Ein weiterer wichtiger Bereich, in den ich Einblicke erhielt, war der Maschinenraum. Hier war ich beeindruckt von der Komplexität und dem Umfang der Maschinen und Systeme. Bei meinem Besuch lernte ich nicht nur die verschiedenen Geräte kennen, sondern durfte auch aktiv mitarbeiten. Ich half bei der Wartung von Pumpen und konnte Ersatzteile einbauen. Die Hitze und Geräuschkulisse im Maschinenraum waren herausfordernd, doch die geduldigen Erklärungen der Crew halfen mir, die Funktionsweise der Maschinen zu verstehen.

Diese Erfahrungen im Maschinenraum und bei den Wartungsarbeiten lehrten mich viel über die Verantwortlichkeiten und den Zusammenhalt einer Schiffscrew. Ich schätzte die Vielfalt der Aufgaben, die dazu beitrugen, dass alles reibungslos verlief, und fühlte mich zunehmend als Teil des Teams.

 

Rückblick: Eine unvergessliche Reise voller Lernerfahrungen und persönlicher Highlights
Wenn ich auf die drei Wochen an Bord der Conti Cortesia zurückblicke, überkommt mich ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit. Es war eine Zeit voller Abenteuer, intensiver Lernprozesse und persönlicher Entwicklung. Besonders die Brücke, der Ort, an dem ich so viele wertvolle Erfahrungen sammeln durfte, bleibt mir als das Herzstück dieses Erlebnisses in Erinnerung. Die Möglichkeit, selbst das Schiff zu steuern und aktiv an den täglichen Manövern teilzunehmen, hat mich nachhaltig geprägt.

Das Leben auf See hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, sich auf andere verlassen zu können und als Team zusammenzuarbeiten – besonders in stürmischen Zeiten oder bei komplexen Hafenmanövern. Aber auch die ruhigen, friedlichen Momente auf See, die Gespräche mit der Crew und die unvergesslichen Sonnenaufgänge werde ich nie vergessen.

 

Diese Reise hat meine Faszination für das Leben auf See noch verstärkt, und ich bin gespannt, welche Abenteuer mich in Zukunft erwarten werden.