Mitgliedsstaaten der International Maritime Organisation (IMO) haben in London einen weiteren Schritt getan, um konkrete Maßnahmen für die Umsetzung der IMO-Klimaschutzziele für die Seeschifffahrt weltweit zu finden. In dieser Woche tagte erneut die IMO Umwelt-Arbeitsgruppe zur Einführung kurzfristiger Maßnahmen für Schiffe zur umgehenden Reduktion von CO2-Emissionen. Die mehr als 150 IMO-Staaten erzielten in den fünftägigen Verhandlungen wesentliche Fortschritte in den Diskussionen über den weiteren Beitrag der Schifffahrt im Kampf gegen den Klimawandel.
Eine Mehrheit ambitionierter Staaten insbesondere aus Europa hat erstmalig eine enge Zusammenarbeit mit Kernstaaten aus Asien und Südamerika beschlossen, um möglichst schon zur Sitzung des IMO-Umweltausschusses MEPC im kommenden Frühjahr konkrete CO2-Reduktionsmaßnahmen beschließen zu können. Zahlreiche IMO-Staaten sprachen sich für möglichst offen formulierte Maßnahmen aus, die zwar klare Ziele definieren, aber Schifffahrtsunternehmen die Möglichkeit belassen, aus mehreren operativen und technischen Maßnahmen für eine schnelle Reduktion von CO2-Emissionen der Schiffe zu wählen. Nach diesem Ansatz wäre das Ziel der Emissionsminderung festgelegt, jedoch verbliebe das „Wie“ in der Entscheidung der einzelnen Unternehmen, die somit die unterschiedlichen Potentiale der einzelnen Schiffstypen voll ausschöpfen könnten und Anreize für Innovation und Effizienz hätten. Die Staatengemeinschaft wird sich nun mit der weiteren Definition der konkreten Maßnahmen auseinandersetzen.
„Wir unterstützen die Initiative der Staatengemeinschaft ausdrücklich, Maßnahmen zur Reduktion von CO2-Emissionen unserer Schiffe so schnell wie möglich zu definieren,“ sagt Ralf Nagel, Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied im VDR. „Wir hoffen, dass deren Unterhändler zeitnah zu einer Einigung finden, damit unsere Unternehmen sich rechtzeitig auf die vielfältigen Änderungen einstellen können. Der Kurs zur Dekarbonisierung der Schifffahrt ist richtig und wichtig. Wir brauchen aber unbedingt eine internationale Lösung zur Reduktion des CO2-Ausstoßes von Schiffen. Regionale Sonderwege sind hingegen zu vermeiden, da sie den Wettbewerb verzerren und am Ende keinen ausreichenden Effekt auf das Klima haben, da die Schifffahrt als internationalster Verkehrsträger überhaupt nicht auf Landesgrenzen beschränkt werden kann“, so Nagel weiter.
Im Jahr 2018 hatten die Mitglieder der IMO einen ehrgeizigen Fahrplan zur Reduzierung der CO2-Emissionen beschlossen. Danach soll die Schifffahrt ihre globalen CO2-Emissionen bis 2050 mindestens halbieren (absolute Reduktion im Vergleich zu 2008). Spätestens im Jahr 2100 sollen Seeschiffe gar kein CO2 mehr ausstoßen. „Die deutschen Reeder stehen hinter dem Ziel, Schiffe möglichst schnell klimaneutral zu betreiben“, sagte Nagel. Die neugewählte Präsidentin der Europäische Kommission, Ursula von der Leyen, hatte kürzlich ihre Absicht angekündigt, die Schifffahrt auch in das europäische Emissionshandelssystem einzubeziehen. Der Verband Deutscher Reeder steht dieser Initiative kritisch gegenüber und plädiert für eine globale Lösung.
Über den Verband Deutscher Reeder
Der Verband Deutscher Reeder (VDR) vertritt die gemeinsamen wirtschafts- und sozialpolitischen Interessen der deutschen Reedereien auf der Ebene des Bundes und der Länder sowie gegenüber europäischen und inter-nationalen Instanzen. Der VDR wurde 1907 gegründet und hat sich 1994 mit dem Verband der Deutschen Küs-tenschiffseigner zusammengeschlossen. Mit rund 200 Mitgliedern vertritt der VDR den größten Teil der deutschen Handelsflotte. Mehr Informationen unter www.reederverband.de.