25.09.24Hamburg

Schifffahrt sichert deutschen Außenhandel

Handelsflotte bleibt für die Versorgung Deutschlands unverzichtbar

Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft haben sich heute, 25. September 2024 bei der Blue Night des Verbands Deutscher Reeder (VDR) in Berlin über die Sicherung der Versorgung Deutschlands über den Seeweg ausgetauscht. Hintergrund sind die zunehmenden Auswirkungen von Kriegen und Konflikten auf die Schifffahrt und Deutschlands Handel über See.
 

„Eine Unterbrechung der Seeschifffahrt als Schlagader des deutschen Außenhandels würde die Versorgung der Bundesrepublik gefährden. Deutschland benötigt als rohstoffarmes Industrieland eine Vielzahl von Importen aus Übersee. Die Schifffahrt ist deshalb essentiell für unser Land. Mit Blick auf die schwelenden Konflikte in der Welt ist es zwingend, den Schifffahrtsstandort Deutschland stabil zu halten und die eigene Handelsflotte weiter zu stärken“, betont Gaby Bornheim, Präsidentin des VDR.
 

Über 75 Prozent des gesamten Außenhandels der Europäischen Union läuft über den Seeweg. Allein in Deutschland werden rund 60 Prozent aller Waren mit Schiffen importiert und exportiert. Im Jahr 2023 importierte Deutschland über 1,5 Millionen Tonnen Güter pro Tag. Ein Großteil dieser Importe wird per Schiff abgewickelt, darunter die Einfuhr wichtiger Rohstoffe wie Mangan, Nickel und Kobalt, und Güter wie Medikamente, Vorprodukte, Elektronik, Kleidung und Energie.
 

Armin Laschet, Ministerpräsident a.D., Mitglied des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages und Vizepräsident der Parlamentarischen Versammlung des Europarats erklärt: „Sichere und freie Seewege sind für die zivile Handelsschifffahrt, aber auch für den Tourismus unerlässlich. Sie werden aber durch Piraterie, Terroristen und andere Akteure gefährdet. Die zunehmenden internationalen Spannungen machen es daher erforderlich, in Krisengebieten unsere Seewege durch Marineeinheiten abzusichern.“
 

„Die aktuellen Krisenherde im Nahen Osten, aber auch im Südchinesischen Meer und Westlichen Pazifik lassen leider für die Zukunft wenig Aussicht auf Besserung der Lage für die Handelsschifffahrt erwarten. Risiken durch hybride Kriegführung nehmen auch in europäischen Gewässern zu. Ein stärker koordiniertes Vorgehen der Staaten, die für die Sicherheit von Seewegen einstehen, wird nötig sein – denn auch die disruptiven Akteure lernen voneinander“, betont Sarah Kirchberger, Direktorin des Instituts für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel.
 

Kriege, Krisen und Spannungslagen in für Deutschland wichtigen Seegebieten haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Der Konflikt in Nahost hat dazu geführt, dass das Rote Meer und der wichtige Suezkanal für viele deutsche Schiffe nicht mehr nutzbar sind. Der Beschuss von Handelsschiffen durch die Huthi-Rebellen gefährdet Mannschaften, Schiffe und den für Deutschland so wichtigen Import aus Asien. Auch in Teilen des östlichen Mittelmeers ist die Sicherheitslage angespannt. Das Schwarze Meer bleibt durch den völkerrechtswidrigen Angriff Russlands gegen die Ukraine in weiten Teilen Kriegsgebiet. Spannungen in der Straße von Taiwan und im südchinesischen Meer gefährden eine der für den deutschen Import wichtigsten Seehandelsregionen der Welt. Die Lage ist ernst und für das maritim geprägte Deutschland gilt es, den Bestand und die Funktionsfähigkeit der deutschen Handelsflotte und dadurch seinen seegestützten Außenhandel zu sichern.
 

„Mit Weitsicht, Augenmaß und politischem Geschick ist es Deutschland über die vergangenen Jahrzehnte gelungen, seinen Schifffahrtsstandort wettbewerbsfähig zu halten und dadurch seine Handelsflotte im eigenen Land zu halten“, betont Gaby Bornheim. „Aus Deutschland wird heute von rund 300 Reedereien mit insgesamt 1.800 Schiffen die größte Containerschiffsflotte und eine der größten Handelsflotten der Welt betrieben. Gerade im Lichte der zunehmenden Krisen und geopolitischer Spannungen muss dies auch so bleiben. Dafür braucht es auch in Zukunft einen klaren politischen Kurs zur Stärkung der eigenen Handelsflotte und zum Erhalt des international wettbewerbsfähigen Schifffahrtsstandortes Deutschland“, so die Präsidentin.

 

 

Über den Verband Deutscher Reeder
Der Verband Deutscher Reeder (VDR) vertritt die gemeinsamen wirtschafts- und sozialpolitischen Interessen der deutschen Reedereien auf der Ebene des Bundes und der Länder sowie gegenüber europäischen und internationalen Instanzen. Der VDR wurde 1907 gegründet und hat sich 1994 mit dem Verband der Deutschen Küstenschiffseigner zusammengeschlossen. Mit rund 200 Mitgliedern vertritt der VDR den größten Teil der deutschen Handelsflotte. Mehr Informationen unter www.reederverband.de.

 

Foto: Kalyakan - stock.adobe.com


 
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